Sinn und Zweck der Homepage

 

Zweck der Einrichtung dieser Homepage ist zunächst die Präsentation eines Teils meiner im Abschluss befindlichen Dissertation, aber ebenso, hier künftig, hier künftig ein Forum für den wissenschaftlichen Austausch zu historischen und theologischen Fragen der Hugenottenforschung zu bieten, insbesondere, was die Alltagsgeschichte betrifft.

Der hier ins Internet gestellte umfangreiche Textabschnitt (ca. 170 DIN A4-Seiten), der sich auf zwei diakonische Institutionen der Berliner Hugenotten bezieht - nämlich „Waisenhaus“ und „Armenschule“ - ist das Ergebnis jahrelanger Forschung in Berlin und im Ausland und in den Jahren von 1997 bis 1998 verfasst worden. Die Dissertation wurde 1990 mit ersten Vorarbeiten begonnen, 1991 als Promotionsvorhaben bei der Evangelisch-Theologischen Fakultät der Ruhr-Universität Bochum eingereicht und aufgenommen, betreut von Prof. Dr. Günter Brakelmann (Lehrstuhl für Christliche Gesellschaftslehre), in der Zeit von September 1993 bis März 1996 durch das Evangelische Studienwerk Villigst mit einem Promotionsstipendium (Bundesmittel) gefördert und wartet nunmehr auf endgültige baldige Beendigung.

Der Erstellung dieser Homepage und der Präsentation eines Teils meiner Forschungsergebnisse bzw. der im Abschluss befindlichen Dissertation hier im Internet gingen negative Erfahrungen voraus, dass Forscher entweder nicht immer voneinander wissen oder nicht immer voneinander wissen wollen. Dazu bedarf es eben immer wieder des Blickes über den eigenen Tellerrand hinaus.

Demnächst steht die Veröffentlichung einer Dissertation von Franziska Heusch an, die aus erziehungs- und bildungsgeschichtlicher Perspektive in ihrer Dissertation ebenso zu den beiden genannten Institutionen gearbeitet hat und aufgrund der Quellenlektüre zum Teil zu ähnlichen oder gar denselben Ergebnissen gekommen ist. Ihre Dissertation war nach meinen Informationen seit dem Jahr 2000 in Arbeit und ist im Jahr 2004 von der Fakultät angenommen und entsprechend benotet und damit abgeschlossen worden: „Soutenir notre Église. Hugenottische Erziehungskonzepte und Bildungseinrichtungen im Berlin des 18. Jahrhunderts“, München, LMU, Diss. 2004. An manchen Punkten werden die Arbeiten sich sicher gut ergänzen und damit das interdisziplinäre Gespräch befruchten. An anderen Punkten gibt es offenbar Überschneidungen. Da mir ihre Dissertation leider nicht zugänglich gemacht wurde oder gemacht werden konnte, harre ich der angekündigten Veröffentlichung im Buchhandel, die sicher eine Bereicherung für die Hugenottenforschung darstellt, aber noch auf sich warten lässt.

Zum eigenen Schutz, aber auch, um selbst im wissenschaftlichen Dialog zu bleiben, präsentiere ich hier vorläufige Ergebnisse meiner eigenen Forschung deren Grundthesen ich bereits 1991 im Exposé für die Förderung durch das Evangelische Studienwerk Villigst aufgestellt habe. Hier die auf das Waisenhaus bezogenen Thesen (siehe Exposé IV. 2., S. 10):

  1. Primat der Bildung und Erziehung statt reiner Arbeitsverdingung
  2. Nähen zum Halleschen Waisenhaus in der Konzeption (unter anderem: neigungs- und begabungsorientierte Bildungs- und Berufsförderung und -vermittlung usw.,
  3. Widerstand gegenüber Königshaus und Unternehmern in der Frage der Beschäftigung von Waisen- und Armenkinder in Seidenmanufakturen

Mehrere Gutachten von Prof. Dr. Günter Brakelmann (Bochum), Prof. Rudolf von Thadden (Göttingen/Paris), Prof. Dr. Hans Scholl (Wuppertal), Prof. Dr. Laurent Gambarotto (damals Montpellier) und Prof. Dr. Dr. Gerhard Besier (Berlin) gaben den Ausschlag für die Förderung durch ein Promotionsstipendium.

Somit ist durch diese Präsentation die Selbstständigkeit und die Unabhängigkeit meiner Vorarbeiten, Thesen, Verfahren, Methoden, Archivrecherchen, Ergebnisse und Textprodukte von anderen Personen oder Arbeiten für die Zeit von 1990-1998 und darüber hinaus nachgewiesen. Das gilt natürlich ebenso für die übrigen Recherchen, an denen ich gearbeitet habe oder bis jetzt noch arbeite.

Der vorhergehende Hinweis erscheint mir auch deshalb wichtig, weil Frau Franziska Heusch im Rahmen ihrer Recherchen und ihrer noch nicht zugänglichen, weil eben noch nicht veröffentlichten, Dissertation aus dem Jahr 2004 offenbar tatsächlich dieselben Thesen aufgestellt bzw. zu ähnlichen/denselben Ergebnissen gekommen ist. Das lässt sich, obwohl die Arbeit selbst nicht zugänglich ist, einem Beitrag entnehmen, in dem sie Teilergebnisse ihrer Dissertation präsentiert hat bzw. einfließen ließ: F. Heusch: „Elementarbildung und Berufserziehung für Mädchen und Jungen bei den Berliner Hugenotten in der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts“, in: A. Hanschmidt / H.-U. Musolff (Hrsg.): Elementarbildung und Berufsbildung 1450-1750, Köln-Weimar-Wien 2005, S. 265-284.

Zum Vergleich der von mir damals aufgestellten Thesen, die in den hier präsentierten Kapiteln konsequent und detailliert ausgearbeitet worden sind, sei insbesondere auf folgende Seiten im Beitrag von Frau Heusch verwiesen: bezogen auf These 1 (Verhältnis Bildung / Arbeit): S. 265, 274, 278; zur These 2: (konzeptionelle Nähen zum Halleschen Waisenhaus – u. a. neigungs- und begabungsorientiert): S. 274, S. 278/279 These 3 (Widerstand im Konfliktfeld des Seidenmanufakturwesens): S. 265.

Die Parallelität der Ergebnisse rührt offenbar daher, dass es das Archivmaterial selbst nahe legt, wobei die Lesart, Interpretation und Einordnung in die Waisenhausgeschichte freilich noch eine andere davon unabhängige Frage ist. Aber gerade auch darauf bezogen gibt es in unseren Aussagen eine Parallelität. Das wird die künftige wissenschaftliche Diskussion hoffentlich konstruktiv vorantreiben.

Es ist nun durch die Präsentation hier im Netz auch leichter möglich, mit mir zwecks Diskussion über Inhalte oder Gedanken- und Forschungsaustausch in Kontakt zu treten bzw. zu bleiben. Freunde aus dem Bereich der Wissenschaft und Bildung haben mir zu diesem sinnvollen Schritt, eine Homepage mit Textpräsentation zu errichten, geraten.

In Kürze wird hier ein offenes Forum eingerichtet, was wissenschaftlich Interessierten ermöglicht, über von ihnen selbst bestimmte Themen und Anfragen im Bereich der Hugenottenforschung in Kontakt zu treten. Damit kann letztlich auch die kirchengeschichtliche und theologische Forschung in diesem Bereich aus ihrem bisherigen Schattendasein treten und sich stärker und fruchtbringender in die Debatte einbringen, sofern sie denn Gehör findet.

Und noch ein persönlicher Tipp von mir für alle, die fleißig, aber langsam sind. Macht es wie ich! Stellt es ins Netz! So schützen sich auch amerikanische Drehbuchautoren und so können trotzdem viele daran teilhaben oder profitieren. Und womöglich entdeckt man dann sogar wieder die Langsamkeit – frei nach Stan Nadolny.

Gerhard Wenzel, Köln, den 17. Juli 2006